DIARIO UTÓPICO

Der Verlag des Unerhörten: Ein Blick auf die Ära des brasilianischen Pulp-Verlags DIARIO UTÓPICO

Von 1941 bis 1963 prägte der kleine brasilianische Verlag DIARIO UTÓPICO die literarische Landschaft mit seinen erst vierzehntäglich, ab 1945 sogar wöchentlich erscheinenden klassischen Science Fiction & Horror Pulp-Stories. Der Verlag, der ursprünglich als bescheidene Plattform für utopische Erzählungen begann, entwickelte sich schnell zu einem Spiegelbild des Zeitgeists, indem er mutig die Grenzen des literarischen Anstands verschob und dabei eine treue Leserschaft gewann.

DIARIO UTÓPICO wurde 1941 vom Grafikdesigner Miguel Jurado gegründet, als Brasilien und die Welt in turbulenten Zeiten lebten. Die frühen Veröffentlichungen konzentrierten sich auf utopische Geschichten, die den Lesern eine Flucht aus der Realität boten. Titel wie „Teufel der Sterne“ und „Die Stadt ohne Zukunft“ zeichneten sich durch ihre fantasievollen Welten und visionären Ideen aus. Diese Geschichten spiegelten den Optimismus und den Glauben an die Wunder der Wissenschaft dieser Zeit wider.

Mitten in den 40er Jahren vollzog DIARIO UTÓPICO einen bedeutenden Wandel. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach aufregenderen und provokanteren Inhalten begann der Verlag, den Schwerpunkt auf sexuell freizügige Themen zu legen. Diese Entscheidung erwies sich als äußerst erfolgreich und führte zu einer Serie von Bestsellern.

Zu den Höhepunkten dieser Ära gehörten Titel wie „Die Liebesgöttin von Mars“ und „Nächte auf Venus“, die nicht nur durch ihre exotischen Schauplätze, sondern auch durch ihre freizügigen Darstellungen von Sexualität Aufsehen erregten. Die Geschichten boten eine Mischung aus Abenteuer, Erotik und futuristischen Elementen, die die Fantasie der Leser beflügelten. DIARIO UTÓPICO verstand es meisterhaft, die Sensationslust der Zeit zu bedienen und dabei literarische Tabus zu brechen.

Anfang der 60er Jahren driftete der Verlag erneut und richtete seinen Fokus stärker auf das Horrorgenre. Die gesellschaftlichen Veränderungen und die zunehmende Akzeptanz dunklerer Themen spiegelten sich in den Veröffentlichungen wider. Geschichten wie „Orgie der Nekromanten“ und „Das Blutritual der Schatten“ kombinierten Elemente des Horrors mit den bewährten reißerischen sexuellen Praktiken, die den Verlag berühmt gemacht hatten.

DIARIO UTÓPICO verkörperte die Essenz der Pulp-Ära: mutig, provokant und unvergesslich. Mit einem feinen Gespür für den Zeitgeist und einem unerschütterlichen Willen, die Leser zu unterhalten, setzte der Verlag Maßstäbe in der Welt der utopischen Erzählungen und des Horrors. Obwohl der Verlag 1963 seine Publikationsarbeit einstellte, hinterließ er ein bleibendes Erbe nicht nur in der brasilianischen Literaturgeschichte. Doch was DIARIO UTÓPICO wirklich auszeichnete, war die starke Stimme weiblicher Autorinnen, die vielen Ausgaben der Serie überraschende feministische Facetten verliehen. Eine seltene, kraftvolle Mischung, die über 20 Jahre hinweg Leserinnen und Leser in ihren Bann zog! Die mutigen und oft kontroversen Geschichten prägten eine Generation von Lesern und beeinflussten spätere Autoren und Verleger.

DIARIO UTÓPICO wird als ein Pionier in Erinnerung bleiben, der es wagte, Tabus zu brechen und die Grenzen des literarischen Anstands zu verschieben.

Es ist genau dieser Geist den auch die Redaktion des Kriminal Journals nun schon seit mittlerweile 20 Jahren anstrebt. Wir sind überglücklich die Rachte an einem großen Teil der Publikationen von DIARIO UTÓPICO übertragen bekommen zu haben.

Unter dem Label MAJOR DIMES veröffentlichen wir ab sofort die Meisterwerke von Mimi Michum, Lorenzo L. Macros oder Sophia Lore Havanna welche in den 40er bis 60er Jahren für 10,- Cent, also einen Dime an den Lateinamerikanischen Zeitungsständen verkauft wurden.

Wir wünschen viel Freude damit!